Wie Logopäden dem Sprechen auf die Sprünge helfen

Frechen – Kaum eine Mutter oder ein Vater denkt bewusst darüber nach. Aber fast alle reden mit dem Kind – in jeder Alltagssituation. Und genau so ist es auch am besten, sagt Manfred Herbst, Vorsitzender des Verbands Deutscher Logopäden und Sprachtherapeutischer Berufe.

«Wenn man die Windeln wechselt oder kocht, redet man mit dem Kind, erzählt ihm, was man macht.» Handlungsbegleitendes Sprechen nennt sich das. Das Kind gewöhnt sich damit an Sprache, an Sprachmelodie, wird aufmerksam und verknüpft Worte mit ihrer Bedeutung.

Besser keine Babysprache

Eltern sollten aber nicht selbst in die Babysprache verfallen, rät Diethild Remmert, Vorsitzende von LOGO Deutschland. Das ist die Interessengemeinschaft der selbständigen LogopädInnen und SprachtherapeutInnen. «Was außerdem ganz wichtig ist: dem Kind Zeit zu lassen in der Kommunikation und ihm nicht alles aus dem Mund zu nehmen, indem ich es nicht ausreden lasse und schon reagiere, weil ich bereits weiß, was es will.»

Macht das Kind beim Sprechen noch den einen oder anderen Fehler, sollten Eltern nicht belehrend verbessern. Besser ist ein sogenanntes korrektives Feedback, erklärt Remmert. «Ich wiederhole, was mein Kind gesagt hat, aber so, wie ich spreche. Sagt das Kind «Esse will», sage ich: «Willst du was essen?»» So hört das Kind nicht nur die richtige Variante, es geht auch in einen Dialog mit den Eltern.

Wenn ein Logopäde helfen kann

Jedes Kind hat beim Sprechenlernen sein eigenes Tempo. Eine gewisse Gelassenheit tut Eltern daher gut. Dennoch sollten sie aufmerksam sein. Denn zu oft hören Eltern Sätze wie «Das wächst sich noch aus», sagt Sonja Utikal vom Deutschen Bundesverband für Logopädie. Ein Beispiel: Jedes Kind lernt das «t» vor dem «k». «Es gibt aber auch den umgekehrten Fall, dass Kinder statt dem t das k benutzen, sie sagen dann «krinken» statt «trinken».» Und das sei ein Problem, das sich nicht von alleine erledigt.

In so einem Fall sollten Eltern die Fachkenntnis von Logopäden in Anspruch nehmen, sagt Utikal. Der Weg zum Logopäden führt über eine entsprechende Verordnung vom Kinderarzt. «Es muss nicht unbedingt auf eine Therapie von 30 Stunden oder mehr hinauslaufen», sagt Utikal. «Eine fundierte logopädische Diagnostik kann auch in einer Beratung enden.»

Gratwanderung zwischen Überreagieren und Zu-spät-Kommen

Oder es besteht Handlungsbedarf für eine Therapie. Eine Altersgrenze gibt es da nicht. «Das kommt auf den Einzelfall an», sagt Remmert. Für die Sprachentwicklung eines Kindes gelten gewisse Meilensteine, auf die zum Beispiel der Kinderarzt bei den Vorsorgeuntersuchungen achtet. «Mit viereinhalb, fünf Jahren ist der Lauterwerb eigentlich komplett abgeschlossen», erklärt Utikal. «Wenn ein Kind da das Sch noch nicht richtig verwendet, ist es spätestens dann auffällig.»

Für Eltern ist das oft eine Gratwanderung zwischen Überreagieren und Zu-spät-Kommen. Was es nicht einfacher macht: Jedes Kind ist individuell. Auch der Leidensdruck ist unterschiedlich hoch. So habe ihr die eigene lispelnde Tochter einst gesagt «Mama, die Jungs finden das süß», erinnert sich Diethild Remmert.

Logopädie-Termine sind für das Kind in der Regel keine Strafe. «Es ist nicht wie in der Schule eine Konfrontation mit Richtig oder Falsch», erklärt Manfred Herbst. «Man macht Dinge, bei denen der Ziellaut, also das, was nicht funktioniert, häufig vorkommt. Wenn zum Beispiel das Kind ein Sch durch ein S ersetzt, kann man ein Memory spielen, wo Bilder mit einer Tasse und Tasche vorkommen.»

Fotocredits: Jan Tepass,Jan Tepass,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

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