Berlin – Vor allem wenn kein stilles Örtchen in der Nähe ist, ist Harndrang lästig. Andererseits handelt es sich um eine Höchstleistung des Körpers – ein geschicktes Team-Play von Organen und Gehirn.
Was das ist?
Harndrang ist eigentlich ein Schmerzreiz, erklärt Prof. Thorsten Schlomm, Direktor der Klinik für Urologie an der Charité Universitätsmedizin Berlin. Ihn richtig zu verarbeiten und dann auch noch die richtigen Knöpfe in der Blase zu drücken – das ist eine höchst komplizierte Sache. Nicht umsonst brauchen Kinder Jahre, bis sie das System beherrschen.
Bei Babys läuft das produzierte Pipi einfach durch. Sobald etwas in der Blase ankommt, schütten Rezeptoren am Boden des Organs Botenstoffe aus, die der Blase sagen: «Bitte die Flüssigkeit rauspressen.» Und los geht’s.
Später dann lernen Kinder Nervenbahnen zu nutzen, die die Botenstoffe über das Rückenmark zum Gehirn weiterleiten. Dort kommt ein Schmerzreiz an. Und jetzt wird es richtig kompliziert: Die Blase muss sich zusammenziehen, um den Urin herauszudrücken, gleichzeitig muss der Mensch die Muskulatur im Beckenboden aber loslassen, damit die Flüssigkeit raus kann. Eine Meisterleistung.
Was also tun?
Sich freuen, dass das funktioniert. Zum Arzt gehen sollte, wer tagsüber deutlich häufiger als sechs Mal zur Toilette muss oder nachts mehr als ein bis zwei Mal aufsteht. «Dafür kann es verschiedene Ursachen geben», sagt Schlomm: von einer vergrößerten Prostata bis zu Diabetes oder einem Harnwegsinfekt. Ein Urologe sucht nach der Ursache. Die gute Nachricht ist: «Früh genug erkannt, lassen sich die meisten Probleme recht einfach beheben.»
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(dpa/tmn)