Rund zwei Millionen Bundesbürger leiden an einem Ulcus cruris venosum, umgangssprachlich auch „offenes Bein“ genannt. Aber nicht nur Diabetiker können betroffen sein.
Bei der Erkrankung handelt es sich um einen Gewebedefekt am Unterschenkel, der die einzelnen Hautschichten bis hin zum Knochen freilegen kann. Die Wunde ist chronisch und besitzt meist einen Durchmesser von mehreren Zentimetern. Nicht zuletzt der langwierige Heilungsverlauf, der bis zu einem Jahr dauern kann, stellt für Betroffene eine physische und psychische Belastungsprobe dar. Daher ist es wichtig, die Erkrankung zu verstehen und bei der Therapie mitzuwirken.
Ein Ulcus cruris venosum ist in der Regel die Folge einer Störung des Stoffwechsels der Cutis und Subcutis. Bei rund 70% der Betroffenen liegt das Geschwür einer chronisch venösen Insuffizienz zugrunde, bei der die Blutgefäße durch Stauungen in den Venen regelrecht verstopft sind. Meist tritt dies infolge einer tiefen Beinvenenthrombose oder auch bei Krampfadern auf. Der Blutstau führt schließlich zur Bildung von Ödemen an den Beinen, wodurch wiederum der Druck in den Beinvenen weiter erhöht wird. Der dadurch beeinträchtigte Stoffwechsel in Cutis und Subcutis führt zur Entzündung und Degeneration des umliegenden Gewebes.
Neben einer venösen Erkrankung sind jedoch auch andere Ursachen denkbar, wie z.B. Malignome, Lymphödeme, Infektionen oder Diabetes mellitus. Darüber hinaus können Rauchen, Übergewicht, mangelnde Bewegung und eine ungesunde Ernährung das Risiko einer Erkrankung erhöhen.
Die Wundbehandlung erfolgt meist über die Versorgung mit hydrocolloidien oder hydroaktiven Pflastern. Anschließend wird mit elastischen Binden ein Kompressionsverband angelegt, aber auch spezielle Ulcus-Kompressionsstrümpfe finden immer mehr Einsatz. Damit sich das Gewebe schnell und dauerhaft erneuern kann, müssen regelmäßig die abgestorbenen Zellen abgetragen werden. Für Betroffene ist dies oftmals mit großen Schmerzen verbunden, denn beim Abtragen kann auch lebendes Gewebe in Mitleidenschaft gezogen werden. Je nach Ausbreitung des nekrotischen Gewebes kann ein chirurgischer Eingriff notwendig werden.
Obwohl die Ursachen des Ulcus cruris venosum auch nach dessen vollständiger Abheilung bestehen bleiben, sollten Betroffene anschließend prophylaktische Maßnahmen ergreifen. Es sollte täglich für ausreichend Bewegung am Arbeitsplatz und daheim gesorgt werden. Beim Sitzen sollte man darauf achten, die Beine möglichst hoch zu lagern und nicht übereinander zu schlagen.
Bildquelle: drubig-photo – Fotolia