Sensibel sein: Die Brust regelmäßig abtasten

Düsseldorf – Wenn Frauen einen Knoten in ihrer Brust ertasten, ist das meist ein Schock. Fast unweigerlich ist die Sorge da: Könnte es Krebs sein?

Vor lauter Angst verzichten manche Frauen lieber ganz auf die von Ärzten empfohlene
Selbstuntersuchung. Doch die entdeckten Knoten müssen nicht automatisch bösartig sein. Manche verschwinden sogar ganz von selbst wieder.

Wie funktioniert die Selbstuntersuchung genau?
«Das Schema ist weniger wichtig», sagt Gynäkologe Prof. Wolfgang Janni von der Deutschen Krebsgesellschaft: «Vielmehr geht es darum, Veränderungen zu bemerken.» Am besten sei es, wenigstens einmal monatlich – besser häufiger – immer zum gleichen Zeitpunkt des Zyklusses die Brust abzutasten. «Am besten beim Duschen, dann kann man gut mit den Fingerkuppen über die Brust streichen», rät Janni, der auch Direktor der Frauenklinik am Universitätsklinikum Ulm ist. Jeder Quadrant der Brust sollte betastet werden. In der Profivariante ist der Bereich noch größer: von der hinteren Achsel bis zum Brustbein und vom Schlüsselbein bis zum unteren Rand der Brust.

Wann sollte die Frau zum Arzt gehen?
Nicht jedes Knötchen ist Krebs, sondern kann auch zyklusbedingt nach ein paar Tagen wieder verschwunden sein. Deshalb sei ein ertasteter Knoten das am wenigsten eindeutige Zeichen für Brustkrebs, erklärt Prof. Tanja Fehm von der Deutschen Krebshilfe. «Mit Veränderungen, die nicht innerhalb von drei bis vier Tagen weggehen, sollte man zum Arzt gehen», sagt die Direktorin der Frauenklinik am Universitätsklinikum Düsseldorf. Auch plötzliche Veränderungen wie Orangenhaut oder Rötungen lässt man am besten vom Arzt abklären. Gleiches gilt, wenn die Brustwarzen ein blutiges oder milchiges Sekret absondern oder die Brustwarze sich einzieht.

Wie geht es nach einem Verdacht bei der Selbstuntersuchung weiter?
Zunächst geht die Betroffene zu ihrem Frauenarzt. Viele haben selbst ein Ultraschallgerät in der Praxis für eine
erste Untersuchung. In der Regel verweist der Gynäkologe an einen Radiologen zur Mammografie – also zum Röntgen der Brust. Wenn es nach dieser bildgebenden Diagnostik keine Entwarnung gibt, wird eine Gewebeprobe entnommen, erklärt Janni. An dieser Probe wird untersucht, ob ein Tumor gut- oder bösartig ist. Es kann passieren, dass dann die Diagnose gestellt wird, vor der sich die Betroffene gefürchtet hat: Brustkrebs. Dann sollte sie ein zertifiziertes Brustzentrum suchen und sich dort weiterbehandeln lassen. In Deutschland gibt es 280 solcher Spezialzentren, wo die Qualität der Behandlung regelmäßig überprüft wird. Meist wird der Knoten dort operativ entfernt.

Ersetzt das Tasten – zu Hause oder beim Gynäkologen – die Mammografie?
Alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden alle zwei Jahre zum Screening eingeladen – die Kosten trägt die gesetzliche Krankenversicherung. Mithilfe dieses Verfahrens erkennen Ärzte selbst kleinste Verkalkungen. Eine Veränderung in der Brust so früh zu erkennen, kann Vorteile haben. Denn je früher ein
bösartiger Tumorerkannt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung. Nur ist eben nicht jede festgestellte Veränderung tatsächlich Krebs. «Ein bis zwei von 1000 Patienten wird das Leben gerettet, wenn sie zehn Jahre regelmäßig zum Screening gehen», sagt Fehm. Bei 20 bis 30 von 1000 Frauen wird jedoch aufgrund des Mammographieergebnisses Gewebe entnommen, obwohl der Tumor nie relevant geworden wäre. Dieser falsche Alarm kann für die Betroffenen psychisch sehr belastend sein. Jede Frau muss selbst entscheiden, ob für sie die Vor- oder Nachteile überwiegen.

Fotocredits: Christin Klose
(dpa/tmn)

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