Habe neulich in so einem Online Ratgeber gelesen, mein Problem sei, dass ich nicht genug Zeit an der Sonne verbrächte. Dann habe ich den Fernseher eingeschaltet und mich von irgendeiner Joghurt-Werbung belehren lassen, neben dem massenhaften Konsum des beworbenen Produktes würde vor allem Fitness und frische Luft mein Wohlbefinden stärken.
Angeekelt von solch schnöder Propaganda bin ich zum Arzt gegangen, um mein Lungenleiden untersuchen zu lassen. Der meinte, ich hätte noch 15 Jahre zu leben, aber wenn ich schön „raus an die Sonne“ gehen würde, jeden Tag ein paar Stunden, dann würde ich das auf 20 Jahre strecken können. Als ich schließlich ermattet wieder zu Hause ankam, stand da meine Tochter, die mittels perfider Überredungstaktiken einen Cluburlaub von mir erpressen wollte – abschließend bekam ich zu hören „Papa, du musst echt mal öfter raus!“.
Raus an die Sonne. Gerade habe ich das Radio angestellt und es lief „Let the sunshine in your heart“. Jetzt reichts mir. Habt ihr Eiswasserduscher und Frischluft-Fanatiker schon mal aus dem Fenster gesehen? Es ist EISKALT. Es ist unter 10 Grad da draußen. Bevor ich mich bei diesen Temperaturen nach draußen begebe, muss schon die Hölle zufrieren und dann würde ich auch nur gehen, um mich in einer Sauna zu verkriechen.
Des Deutschen Sonne-und-Frischluft-Fetisch ist mir vollkommen unverständlich. Die Sonne ist im großen und Ganzen eher anstrengend als nützlich. Sie blendet, sie lässt Pflanzen wachsen, auf die ich allergisch reagiere, sie lässt einen schwitzen und sie führt zu Sonnenbrand und Sonnenstich. Ich bin also ob der allgemeinen Sonnen-Sucht (im SEPTEMBER!) versucht, auf eine internationale Verschwörung von Sonnencreme-Herstellern zu tippen, die unsere Medien und Hirne überfluten, um ihren Absatz zu steigern.
Liebe Sonnenkinder, bleibt das nächste Mal bitte auf Eurer Hippie-Ranch, aber belästigt mich nicht mehr mit Euren Weisheiten zu Luft und Gesundheit. Ich geh wieder vor die Tür, wenn es a.) warm ist oder b.) ihr alle an Hautkrebs gestorben seit.
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