Psychische Erkrankungen sind etwas ganz Normales und treten häufiger auf als wir denken. Ob Alt und Jung, reich und arm – alle sind gleichermaßen betroffen. Trotzdem scheuen sich viele Menschen vor dem ersten Gang zu einem Psychotherapeuten. Zu schwer fällt es schließlich über die eigenen Gefühle und Ängste zu sprechen und zu lange wurden psychische Erkrankungen in der Gesellschaft auch nicht anerkannt und belächelt.
Dabei ist es wichtig, sich in psychischen Notsituationen Hilfe zu holen. Vor allem mit Eltern, die nie Kontakt mit der Psychotherapie hatten, ist es schwierig, wenn Sie vom Kinderarzt plötzlich den Rat bekommen, doch einmal einen psychologischen Experten aufzusuchen. Eltern tun sich oft schwer damit, zu unterscheiden, ob es sich beim eigenen Kind grade um eine pubertätsbedingte „schwierige Phase“ handelt, oder ob etwas Tiefschürfendes dahintersteht. Starke Ängstlichkeit oder Wut, Rückzug oder eine bedrückende Grundstimmung können jedoch von einer normalen Pubertätserscheinung zu einer ernsthaften psychologischen Erkrankung werden. Psychotherapeuten können die Symptome hingegen besser deuten und entscheiden, ob Therapiebedarf besteht. Psychotherapie bedeutet auch nicht die Gabe von Medikamenten, was viele Eltern fürchten. Zunächst einmal wird in einer Psychotherapie viel mit dem Kind gesprochen. Auch Bezugspersonen werden in die Gespräche mit eingebunden. Wie genau die Therapie abläuft, hängt natürlich vom Alter des Kindes sowie vom Krankheitsbild und der gewählten Therapieform ab.
Die Kinder- und Jugendtherapie kann beispielsweise dem systemischen Ansatz folgen. Diese Therapieform ist besonders gut für Kinder und Jugendliche geeignet, denn sie bietet ein großes Anwendungsspektrum. Bei diesem Ansatz wird der Mensch als Teil eines Systems verstanden, in dem er interagiert. Man kann sich das Leben deswegen wie ein Zahnrad vorstellen. Hängt ein Rad, dann steht das gesamte System, es entsteht ein Ungleichgewicht. Wird dieses jedoch wieder in Gang gesetzt, dann dreht sich das Zahnrad wieder, als wäre nie etwas gewesen. Auch die unmittelbare Umgebung ist laut diesem Ansatz also, besonders für ein Kind, sehr prägend, weswegen auch hier geschaut werden muss, ob es Probleme gibt, die mit den Problemen des Kindes zusammenhängen.
Auch eine kognitive Verhaltenstherapie kann bei Kindern und Jugendlichen angewendet werden. Bei dieser Therapieform wird davon ausgegangen, dass jedes Verhalten irgendwann im Laufe des Lebens erlernt wurde und deswegen auch wieder verlernt werden kann. Vor allem junge Menschen sind in dieser Hinsicht noch formbar, weswegen dieser Therapieansatz gute Erfolge zeigen kann. Welcher Therapieansatz für das Krankheitsbild und die Persönlichkeit des jeweiligen kleinen Patienten die Richtige ist, muss jedoch der Psychotherapeut entscheiden.
Foto: Irina Drazowa-Fischer – Fotolia
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