Als ich das erste Mal von Pro Ana hörte, ahnte ich schon, was sich in etwa dahinter verbirgt. Zahlreiche Recherchen zu diesem Thema bestätigten dann letztlich meine Vermutungen. Es handelt sich tatsächlich um eine Bewegung, die Magersucht als Schönheitsideal vermittelt. Die Mitglieder unterstützen sich im Netz dabei gegenseitig mit Abnehmcontests und skurrilen Ernährungstipps.
Die Szene der Anorexie-Kranken nahm ihren Ursprung Anfang 2000 in den USA, wobei sie sich sukzessiv ausbreitete und auch bei uns in Deutschland immer mehr an Popularität gewinnt. In speziellen Foren oder auf Pro-Ana-Webseiten tauschen sich Betroffene nicht nur über ihr Gewicht und die eigentliche Erkrankung aus, sondern erörtern gemeinsam, wie man noch mehr abnehmen könne.
Die ausgetüftelten Internetseiten deklarieren nicht nur Isabelle Caro und andere magersüchtige Models zu Ikonen, sondern suggerieren darüber hinaus, dass man nur mit einem vermeintlich perfekten Körper geliebt werde. Viele Betroffene scheinen mit der Selbstgeißelung ein besseres Leben zu erstreben. Anorexie wird so zum vermeintlichen Wegbegleiter in eine bessere Zukunft.
Wer sich die Pro Ana-Tipps einmal durchliest, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es gibt zahlreiche, teilweise bereits bekannte, Tricks für den Alltag. Angefangen beim Benutzen kleiner Teller über mehrmaliges Kauen der Mahlzeiten bis hin zum Suchen eines Abnehmfreundes. Doch daneben werden Ratschläge erteilt, bei denen man sich einfach an den Kopf fassen muss. Mahlzeiten sollen durch den Verzehr von orangensaftgetränkten Wattebäuschen ersetzt werden. Das Lutschen von Eiswürfeln soll die Verdauung anregen und vor dem Essen soll man Essig trinken, um Fett zu verbrennen.
Es ist natürlich klar, dass dieser Weg in die soziale Isolation führt. Bei all den Maßnahmen der Selbstdisziplinierung ist kein Platz mehr für Freunde, die mit einem essen oder weggehen wollen. Die sozialen Kontakte werden immer dünner, genauso wie man selbst. Die virtuellen Verbündeten aber können einen nicht in den Arm nehmen und natürlich lehnen die Verantwortlichen Blogbetreiber jegliche Verantwortung für die psychischen Folgen ihrer Mitglieder ab. Dass die Jungs und Mädels dabei unter Umständen ihr junges Leben riskieren, scheint ihnen gar nicht bewusst zu sein. Die Zahl der Mitglieder ist nicht überschaubar, aber angesichts der Fülle an Pro-Ana-Tipps muss man von viel zu vielen ausgehen.
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