Magersucht (Anorexia nervosa) und Bulimie (Bulimia nervosa) sind heute, anders als noch vor zwanzig Jahren, weithin bekannte Erkrankungen. Man würde erwarten, dass mit fortschreitender Aufklärung über das Krankheitsbild, den Verlauf und die Symptome die Anzahl der Erkrankungen abnimmt.
Aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Als die Sängerin Karen Carpenter 1983 an den Folgen ihrer Magersucht starb, war Anorexia nervosa den wenigsten Menschen ein Begriff. Heute engagieren sich nahmhafte Modemacher und Fotografen in der „Nolita“-Kampagne – und dennoch steigt die Zahl der Erkrankten. Warum?
Popularpsychologen kritisieren in diesem Zusammenhang häufig das vermeintlich magere Schönheitsideal des Westens (bzw., aller Staaten, in deren Kinos Hollywoodfilme laufen…). Das mag einerseits richtig sein. Andererseits unterschlägt es einen Aspekt, der besonders im Hinblick auf dauerhafte Magersucht entscheident ist: Die Sogwirkung, die Suchtwirkung der Krankheit.
Ein verkehrtes Schönheitsideal mag der Auslöser sein – aber im forgeschrittenen Stadium ist die Magersucht tatsächlich eine Sucht; ein autarker Kreislauf, der mitunter erst im Tod endet. Sie bezeichnet ein autoagressives Verhalten und unterscheidet sich in diesem Sinn nicht einmal stark von „klassischem“ regressiven Verhalten wie Rauchen und Trinken, bloß, dass letztere gesellschaftlich anerkannt sind.
Die verschiedenen „Pro-Ana“-Foren im Internet dienen Erkrankten als Austauschsorte; allerdings nicht auf dem Weg zur Heilung, sondern im Gegenteil, um sich selbst in der Magersucht zu bestärken. Darin finden sich Anleitungen, um den Hunger zu bekämpfen, Gedichte und Lieder, Fotos etc.; sogar die „10 Gebote“ der „Pro-Ana“-Bewegung.
Was Freud wohl dazu sagen würde? Der Thanatos, der Todestrieb, als Lifestyle.
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[…] Abusus ist häufig bei Patienten mit den Krankheitsbildern Bulimie oder Anorexie zu beobachten, besonders junge Frauen sind davon betroffen. Dabei ist es nicht das Fett, das bei […]