Die Blutkrebserkrankung „Leukämie“ oder auch „Hyperleukozytose“ wurde von dem deutschen Arzt Rudolf Virchow (1821-1902), der am traditionsreichen Berliner Krankenhaus – Charité – tätig war, im Jahr 1845 erstmals beschrieben. Bei der Leukämie werden vom Körper stark vermehrt weiße Blutkörperchen (Leukozyten) produziert, die sich dann im Knochenmark ausbreiten und angreifen und somit die normale Blutbildung verhindern.
Bei einer Leukämie werden nicht nur das Rückenmark angegriffen, sondern auch die Lymphknoten und Organe wie Leber und Milz, die dann in ihrer Funktion stark eingeschränkt werden. Dadurch kommt es bei den Patienten, die an Leukämie erkranken, verstärkt, durch die mangelnde Sauerstoffversorgung des Blutes, zu einem Blutmangel bzw. einer Blutarmut (Anämie). Das hat zur Folge, dass gesunde rote (Erythrozyten) und weiße (Leukozyten) Blutkörperchen und Blutplättchen (Thrombozyten) nicht in ausreichender Form gebildet werden können. Die Betroffenen klagen über Schwäche- und Schwindelzustände, sind sehr blass und neigen immer wieder zu blauen Flecken (Petechien) und Nasenbluten. Des Weiteren haben sie des Öfteren Fieber, Knochen- und Gelenkschmerzen und weisen vergrößerte Lymphknoten, Mandeln sowie eine vergrößerte Leber und Milz auf. Aber auch eine rasche und deutliche Gewichtsreduzierung mit einhergehender Appetitlosigkeit kann ein Indiz für eine Leukämie sein.
Es gibt verschiedene Formen der Leukämie: die akute Leukämie, die lebensbedrohlich ist, rasch verläuft und zum Tode führen kann, und die chronische Leukämie, die über Jahre verlaufen kann und kaum Symptome aufweist. Darüber hinaus unterteilt man die Blutkrebserkrankung Leukämie in myeloische Leukämie (akut – AML und chronisch – CML) und in die lymphatische Leukämie (akut – ALL und chronisch – CLL). Bei der erstgenannten Leukämie handelt es sich darum, dass die Leukozyten dem Knochenmark entstammen, bei der zweitgenannten Art der Leukämie entstehen die kranken Zellen in anderen Zellfamilien, wie z. B. in den Lymphknoten, diese nennt man Lymphozyten. Die Ursachen der Leukämie konnten wissenschaftlich bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden. Jedoch können als Risikofaktoren Nikotinmissbrauch, radioaktive Strahlungen, der Wirkstoff zur Hemmung der Zellteilung usw., Störungen im Immunsystem oder chemische Stoffe, wie Benzol genannt werden.
Werden vom behandelnden Arzt Verdachtsmomente der Leukämie festgestellt, erfolgt eine gründliche Untersuchung des Blutes mit Blutbild und dem Differentialblutbild (kleines und großes Blutbild), wo mikroskopisch die Anteile und der Reifegrad der weißen und roten Blutkörperchen ermittelt werden, sowie eine Punktion des Knochenmarks (Knochenmarkbiopsie). Bei der Biopsie wird, bei örtlicher Betäubung, entweder aus dem Brustbein oder dem Hüftknochen, eine Probe des Knochenmarks entnommen und anschließend auf gesunde und kranke Blutzellen untersucht. Eine weitere Untersuchungsmethode ist die Computertomographie (CT), das Röntgen oder der Ultraschall, wo es dem Arzt gelingt, eventuelle Lymphknoten mit Krebsbefall zu diagnostizieren. Nach den eingehenden und spezifischen Untersuchungen ist es möglich, die Art der Leukämie zu benennen und die entsprechende Therapie (Chemotherapie, Knochenmarkstransplantation) daraus abzuleiten, mit dem Patienten im individuellen Gespräch zu erläutern und durchzuführen.
Bei der Chemotherapie, die eine der häufigsten Therapieform bei Leukämie ist, wird der Wirkstoff Zytostatika, der das Zellwachstum der Krebszellen im Knochenmark hemmt, eingesetzt. Da es im Körper auch andere Zellen (Schleimhaut) gibt, die sich teilen, können diese auch während der Chemotherapie angegriffen werden. Die Chemotherapie erfolgt in Zyklen, eine Kontrolle des Blutbildes erfolgt ständig. Da die Chemotherapie auch bei Leukämie das Immunsystem angreift, es zur Blutarmut führt, müssen sich die Patienten besonders vor Infektionen, z. B. durch das Tragen eines Mundschutzen und von Handschuhen, schützen. Andere Behandlungsform des Blutkrebses (Leukämie) sind die Bestrahlung, bei der bestimmte Körperregionen mit Röntgenstrahlen bestrahlt werden, dadurch werden Zellschäden verursacht – gesunde Zellen regenerieren sich rasch – Tumorzellen sterben ab, oder/und die Knochenmarkstransplantation auch Stammzelltransplantation genannt. Bei dieser Therapie werden, nach einer Chemotherapie, von einem passenden Spender gesunde Knochenmarkzellen transplantiert. Diese Methode hat sich bisher, als die Therapie, mit den besten Heilungschancen bei Patienten mit Leukämie, herauskristallisiert und wird verstärkt angewendet.
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