Kreatinin spielt eine wichtige Rolle in der Labormedizin von Nierenerkrankungen. Durch die Bestimmung des Kreatininspiegels im Blut oder im Urin lassen sich Aussagen über eine eventuelle Fehlfunktion der Niere treffen. Im Folgenden soll beschrieben werden, was Kreatinin ist und welche Bedeutung es für die Diagnostik von Nierenleiden hat.
Kreatinin hat – soweit bekannt – keine biologische Bedeutung. Es ist ein Stoffwechselendprodukt, das aus der Säure Kreatin entsteht. Kreatin hingegen ist wichtig für die Bewegung, da es die Muskeln mit Energie versorgt. Dieser Stoff wird in Leber, Pankreas und den Nieren aus den Aminosäuren Glycin und Arginin synthetisiert. 1,5 bis 2 % des Kreatins wird als Kreatinin über die Nieren ausgeschieden, wobei die Menge abhängig vom Lebensalter, sowie der Muskelmasse und Nierenfunktion ist. Letzteres ist entscheidend für die diagnostische Relevanz: Kreatinin wird fast vollständig von den Nierenkörperchen filtriert und gelangt dadurch in den Urin. Besteht eine Funktionsstörung der Niere, wird das Kreatinin nicht mehr in vollem Umfang ausgeschieden, wodurch die Konzentration im Blutserum zunimmt. Es muss allerdings beachtet werden, dass ein erhöhter Kreatininspiegel in der Blutflüssigkeit erst bei einer halbierten Filterfunktion der Niere auftritt. Kleinere Nierenleiden können durch die Bestimmung dieses Wertes nicht erkannt werden. Des Weiteren ist die Kreatininkonzentration im Blut nicht proportional zum Nierenschaden. Doppelte Blutwerte entsprechen daher nicht unbedingt einer halbierten Filtrationsrate.
Im Vergleich zu anderen Abfallprodukten des Stoffwechsels eignet sich Kreatinin besonders für nephrologische Untersuchungen, da es relativ gleichmäßig vom Körper abgegeben wird. Eine Konzentrationsschwankung im Blut ist deshalb fast ausschließlich auf die Niere zurückzuführen. Für medizinische Analysen ist es außerdem von Vorteil, dass der Stoff hauptsächlich durch Filtration in den Nierenkörperchen ausgeschieden wird, wodurch die glomeruläre Filtrationsrate bestimmt werden kann. Dieser Wert gibt an, wie viel Blutflüssigkeit pro Minute von der Niere filtriert wird und gibt so Aufschluss über die Filterleistung, einem der wichtigsten Parameter zu Beurteilung der Nierenfunktion.
Die Normalwerte liegen bei Frauen zwischen 0,5 und 0,8 mg/dl (Mikrogramm pro Deziliter) und beim Mann zwischen 0,5 und 1,1 mg/dl. Ein zu niedriger Kreatininspiegel im Blut hat meist keine medizinische Relevanz. Zu hohe Werte hingegen können auf eine chronische oder akute Niereninsuffizienz, eine Verletzung der Muskulatur, eine Muskeldystrophie oder auch eine Herzinsuffizienz hinweisen. Aber auch nach dem Sport, nach Krampfanfällen oder einer Injektion in die Muskulatur (z.B. Impfung) können die Kreatininwerte erhöht sein. Dieser Umstand sollte bei diagnostischen Untersuchungen Beachtung finden.