Stuttgart – Es ist ein Tag der Hoffnung für Patienten mit Blutkrebs in aller Welt: Auch in Deutschland rufen vor dem 28. Mai wieder zahlreiche Organisationen zu Stammzellenspenden auf – es ist der internationale Aktionstag zum Kampf gegen Blutkrebs.
Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) – eines der größten und aktivsten von bundesweit 26 ähnlichen gemeinnützigen Unternehmen – schickt bereits an diesem Mittwoch wieder einen
Sonderzug auf die Reise über mehrere Etappen von München über Stuttgart nach Berlin. Motto der Aktion: «Jetzt bist du am Zug – Setz ein Zeichen gegen Blutkrebs».
An den einzelnen Stationen wollen DKMS-Helfer an potenzielle Stammzellspender appellieren, sich registrieren zu lassen. Nach dem Motto «Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein!».
Freiwilligen wird mit Wattestäbchen Mundschleimhaut entnommen. Die Probe wird in einem Labor analysiert; die relevanten genetischen Werte werden registriert. Wenn sie mit denen von Blutkrebspatienten übereinstimmen, deren Überleben meist von frischen Stammzellen abhängt, werden die potenziellen Lebensretter informiert und um Spenden gebeten.
Mit auf Tour ist unter anderem der luxemburgische Pianist David Ianni. Er hat eine Freundin an Blutkrebs verloren und engagiert sich deshalb für die Spenderwerbung.
Die Spende selbst ist weitgehend schmerzfrei. Dennoch haben viele Menschen Bedenken, denn häufig wird das Knochenmark mit dem Rückenmark verwechselt – das spielt aber bei einer Stammzellenspende keine Rolle. Nur relativ wenige registrierte Spender erweisen sich tatsächlich als «genetischer Zwilling» eines Kranken und werden zur Knochenmarkspende gebeten.
Die DKMS hoffe auf bis zu 200 neue Registrierungen pro Tag und damit auf etwa 1200 neue potenzielle Lebensretter am Ende der Woche. Mehr als 842 000 Menschen sind im Südwesten als Spender registriert – von 9791 wurden bisher Stammzellen entnommen. «Alle 15 Minuten erkrankt ein Mensch an Blutkrebs», sagt Kay Beutling, Projektleiter der Aktion. «Für viele ist eine Spende die letzte Chance auf ein Leben.»
Im bundesweiten
Zentralen Knochenmarkspender-Register (ZKRD) in Ulm waren Mitte Mai 7,942 Millionen Menschen als potenzielle Spender registriert. Davon haben 2017 rund 7000 tatsächlich Stammzellen gespendet. Rund 5000 dieser Spenden wurden ins Ausland geliefert. Andererseit erhalten Patienten in Deutschland auch oft Stammzellen von Spendern anderer Länder. Weil für Stammzellengaben eine Reihe von Parametern genau übereinstimmen muss, ist die Suche nach passenden Spendern längst internationalisiert worden.
Das ZKRD gleicht bei der Suche nach Spendern notfalls weltweit Daten ab, wie Geschäftsführer Carlhein Müller erläuterte. Während 1993 nur etwa 30 Prozent der Suchen innerhalb eines Jahres erfolgreich gewesen waren, könnten heute für rund 90 Prozent der deutschen Patienten geeignete Spender innerhalb von sechs Wochen gefunden werden. Dies sei «nur mithilfe einer intensiven internationalen Vernetzung» erreichbar gewesen.
Fotocredits: Hendrik Schmidt
(dpa)