Menschen mit einer Autoimmunkrankheit sollen einem höheren Krebsrisiko unterliegen, so die Ergebnisse einer nun vorgestellten Langzeitstudie. Vermutet wurde der Zusammenhang zwischen solchen Erkrankungen und Krebs vor allem im Verdauungstrakt schon länger.
Nun scheint eine Langzeitstudie das erhöhte Krebsrisiko bei Patienten mit Autoimmunkrankheiten zu bestätigen. Der Epidemiologe Kari Hemminki hatte für seine Studie das schwedische Krebsregister und die darin festgehaltenen Daten untersucht. Patienten, die zwischen 1964 und 2008 an einer Autoimmunstörung und zu einem späteren Zeitpunkt an Krebs erkrankt waren, dienten dabei als Untersuchungsgruppe, um den Zusammenhang zwischen elf Krebsarten des Verdauungstraktes und 33 Autoimmunerkrankungen zu erforschen.
Der Begriff Autoimmunkrankheiten fasst alle Leiden zusammen, die auf eine überempfindliche Reaktion des Immunsystems zurückgehen und bei denen nicht nur äußere Faktoren, sondern Teile des eigenen Körpers bekämpft werden. Das Immunsystem agiert dabei gegen körpereigenes Gewebe und ruft so Entzündungen und Abwehrreaktionen hervor. Zu den Autoimmunerkrankungen zählen beispielsweise Diabetes Typ 1, Multiple Sklerose, Arthritis, Morbus Crohn oder Schuppenflechte.
Bei leichteren Fällen genügen oftmals Stress–reduzierende Maßnahmen und Entspannungsübungen, um das Gleichgewicht im Körper wieder herzustellen und die Symptome abzumildern. Da es aber Jahre dauern kann, bis einem Patient überhaupt die korrekte Diagnose gestellt wird, müssen dann oftmals medikamentöse Behandlungen begonnen werden. Die dazu verabreichten Arzneitmittel unterdrücken in aller Regel die Reaktionen des Immunsystems – Und machen dadurch den Weg für andere Erkrankungen frei. Denn ein gedrosseltes Immunsystem kann auf potenzielle Gefahren nicht mehr so effektiv reagieren wie gewohnt, und Tumorzellen beispielsweise haben es leichter, sich zu entwickeln, zu vermehren und auszubreiten.
Nach Ergebnissen der Studie erhöht sich für Patienten mit den untersuchten Autoimmunerkrankungen das Risiko, beispielsweise an Mundhöhlen-, Magen-, Darm- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Ganz anders verhält es sich dagegen mit Rheuma oder anderen Krankheiten, gegen welche entzüngungshemmende Arzneimittel eingesetzt werden: Diese Medikamente verringern offenbar das Krebsrisiko und beugen der Entstehung von Tumoren vor.
Die genauen Zusammenhänge müssen jedoch noch untersucht werden, spezifische Zahlen wurden zu den veränderten Risiken noch nicht bekannt gegeben. Voreilige Schlüsse zu ziehen, wäre demnach vollkommen falsch. Kari Hemminki empfiehlt Patienten mit Autoimmunerkrankungen jedoch, sich regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung zu unterziehen, um das Risiko möglichst gering zu halten.
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