Warum kann man im deutschen Fernsehen eigentlich nicht mehr einen Film geniessen, ohne dabei mit der Müdigkeit zu kämpfen? Logisch, gute Filme laufen nunmal nur spät nachts.
Wenn man sich die deutsche Fernsehlandschaft ansieht, könnte man meinen, dass Spielfilme Mangelware geworden sind. Zu ehemals normalen Sendezeiten geistern anstelle von Filmen unzählige Doku-Soaps durch den Äther und gespannt fragt sich der Zuschauer, wie viele getauschte Hausfrauen oder durchorganisierte Restaurants, speisende Promis oder quengelnde Gören er eigentlich schon miterleben musste, von dem ganzen Casting-Wahn nicht zu sprechen.
Dabei laufen in der Tat viele, wirklich gute und sehenswerte Filme. Nach 23 Uhr 30. In den dritten Programmen. Das deutsche Primatfernsehen präsentiert zwar eine Menge Blockbuster (gerne auch bis zur Unkenntlichkeit geschnitten), aber die wirklichen Perlen sind dort eher selten. Erst zu Zeiten, zu denen man sich innerlich bereits auf die Bettruhe vorbereitet, gibt es Billy-Wilde-Retrospektiven, die gesammelten Werke von Sergio Leone oder Filme aus Ländern, von denen man bisher nicht einmal wußte, dass es dort eine Filmindustrie gibt, aber dennoch mit erstaunlichen Werken glänzen.
Die Programmgestaltung in punkto Spielfilm ist ein elender Teufelskreis: Wenn gute oder wenigstens interessante Filme nur nächtens gezeigt werden, sind die Quoten im Keller, wenn die Zuschauerzahlen nicht hoch genug sind, werden die Filme ins Nachtprogramm verbannt. Und der Zuschauer schläft schon wieder ein.
In diesem Zusammenhang: Eine lang gehegt, aber ebenfalls leider größtenteils von der Gesellschaft vergessene Tradition ist die des Films am Sonntagnachmittag. Das war zwar auch eine eher schlechte Sendezeit, aber wenigstens sind einem dabei nicht aus Prinzip die Augen zugefallen. Wenn es dennoch passierte, lag es am Film, nicht an der Uhrzeit.
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