Hochschulabschluss, Auslandsstudium und Arbeitserfahrungen sowie Fremdsprachenkenntnisse und Engagement werden als Qualifikationen für ein Praktikum verlangt. Der Praktikant dieser Generation bekommt dafür einen schlecht oder unbezahlten Ganztags-Job ohne Aussicht auf Übernahme und das Gefühl, jeder Zeit austauschbar zu sein.
Die wirtschaftliche Zwickmühle, die die Generation Praktikum hervorbrachte, wird von der Politik nicht angefasst. Misswirtschaft wird auf dem Rücken von Akademikern ausgetragen, die eigentlich die Zukunft darstellen sollten. Die fertig Studierten sind wütend und wollen nicht versklavt werden, aber sie sind zu viele und die enorme Konkurrenz macht sie absolut austauschbar.
Die Arbeitswelt ist mittlerweile so dreist geworden, dass der Arbeitgeber sogar mit der Ausschreibung fester Stellen lockt, dann aber von einem vorherigen Pflichtpraktikum im Unternehmen spricht. Hat der Arbeitnehmer unter- oder unbezahlt dieses absolviert, winkt ihm zur Belohnung nicht die feste Stelle, sondern nur ein Tritt in den Hintern.
Solche Pseudo-Festanstellungen wecken die Hoffnung in der langsam verzweifelnden Generation Praktikum. Diese Hoffnung auf Zukunft wird von der Wirtschaft schamlos ausgenutzt.
Für die Unternehmen kommen die jungen Akademiker genau richtig. Besonders, wenn man sie mit einem Praktikum abspeisen kann. Da sich Praktika gut auf dem Lebenslauf machen, ist theoretisch nichts gegen Praktika zu sagen. Praktisch allerdings sind die wenigsten Praktika tatsächlich noch Praktika, die der Orientierung dienen, wobei der Praktikant sich ausprobieren kann.
Der Praktikant will etwas lernen, einen Einblick in das jeweilige Berufsleben bekommen, sich entwickeln und reich an Erfahrung daraus hervor gehen. Doch wo Praktikum drauf steht, ist heute leider eher schlecht bezahlter Fulltimejob drin. Eine kleine Einführung, damit sie als Arbeitskräfte funktionieren, ist oft alles, was Praktikanten lernen und erfahren.
Für erschreckend viele der Generation Praktikum sieht die Situation leider so aus: Sie haben fertig studiert und auch während des Studiums schon Praktika absolviert. Sie wissen, was sie wollen. Ihr Studium haben sie sich oft mit Müh und Not selbst finanziert. Viele Studenten kellnern neben dem Studium. Nun ist es endlich geschafft und die Doppelbelastung von Job und Studium soll vorbei sein.
Pustekuchen! Mehr Praktika und Erfahrungen mit Ausbeute werden verlangt. Die Akademiker machen das benötigte Praktikum, lernen dabei nicht mehr viel dazu und müssen nebenbei noch jobben, um in den Luxus eines 40-Stunden-Praktikums mit geringfügiger Vergütung zu kommen.
Auch wenn überall die Stimmen der Generation Praktikum laut werden und sie einen Mindestlohn und eine Höchstdauer verlangen, haben sie kaum eine Chance, dem Strudel zu entrinnen. Viele sind ja schon froh, überhaupt eine Beschäftigung zu haben.
Doch sie werden mundtot gemacht, denn sie sind immer ersetzbar. Irgendeine verzweifelte Seele, die die Stelle unter extremen Bedingungen trotzdem annimmt, gibt es immer. Setzt man sich zur Wehr, steht man mit leeren Händen da. Vom Praktikanten wird nicht mehr viel Besonderes verlangt, Qualifikationen haben sie alle, also sind sie alle kleine Ameisen im Arbeitshaufen, völlig austauschbar.