Endlich Frühling! Sonne, Wärme, Narzissen, sprießende Knospen – und jede Menge küssender Pärchen. Aber ist wirklich etwas dran an diesen ominösen Frühlingsgefühlen? Spielen unsere Hormone wirklich verrückt? Und was hat das eigentlich mit dem Geruch von modrigem Laub zu tun?
Die Tage werden wieder länger, da schlagen auch viele Herzen wieder höher. Wohin man schaut, in den Parks, Eiscafés und in der Stadt – überall sieht man küssende und händchenhaltende Pärchen. Das sind die Frühlingsgefühle, werden Sie jetzt sagen. Doch wie kommen die eigentlich zustande? Sie werden durch eine Vielzahl von Faktoren hervorgerufen – entscheidend ist aber vor allem das Licht, nicht so sehr die Wärme. Werden die Tage also wieder länger und auch das Sonnenlicht intensiver, muss der Körper weniger Melatonin produzieren, ein Hormon, das bei Dunkelheit und in der Nacht ausgeschüttet wird und den Wach-Schlaf-Rhythmus bestimmt.
Die Produktion des Glückshormons Serotonin steigt durch das helle Licht hingegen an – insgesamt fühlen Sie sich dadurch frischer und kommen auch mit weniger Schlaf aus. Dies wird auch durch die Hormone der Schilddrüse begünstigt – im Winter ist die Produktion des Organs herabgesetzt, im Frühjahr steigt sie wieder an und wirkt sich ebenfalls positiv auf das Empfinden aus.
Verantwortlich ist also keineswegs ein wildes Durcheinander der Sexualhormone, die mit dem aufkeimenden Frühling alle wieder geweckt werden. Bei vielen Frauen sind diese größtenteils eh durch die Einnahme der Pille kontrolliert, aber auch das männliche Testosteron spielt für das Entstehen der Frühlingsgefühle keine wirkliche Rolle. Generell haben Geschlechtshormone nichts mit dem Gefühl der Verliebtheit zu tun.
Neben dem Serotonin spielt auch der psychologische Faktor eine große Rolle – durch das Erwachen der Natur erwacht auch der Mensch. Natürlich gibt es auch wieder mehr optische Reize zu bewundern, vorbei ist die Zeit von dicken Steppjacken, Schals und Mützen, es wird wieder mehr Haut gezeigt. Auch die Farbwahl der Kleidung im Frühling spielt eine Rolle – helle und kräftige Farben reizen das Auge mehr, regen die Fantasie an und führen zu positiven Gefühlen.
Zudem ist das Gefühl des Frühlings auch sozial gelernt: Seit der Kindheit verbindet man unterbewusst den Geruch von moderndem Laub mit dem Beginn der neuen Jahreszeit, ebenso wie das wieder beginnende Singen der Vögel und die leichten Frühlingswinde, die man auf der Haut spürt. Das alles ist fest verankert im Hippocampus, abgespeicherte Erinnerungen aus früheren Jahren wecken die Vorfreude und damit auch die Lebensgeister.
Tatsächlich sind also im Frühling mehr verliebte Pärchen auf der Straße zu beobachten als zu anderen Jahreszeiten. Dies liegt aber zum einen daran, dass dies auch sozial gelernt ist, zum anderen trauen sich einfach wieder mehr Menschen auf die Straßen, um gemeinsam die ersten Sonnenstrahlen im Park oder bei einem kühlenden Eis zu genießen. Übrigens: die meisten Kinder werden nicht im Frühling, sondern im September und während der Weihnachtstage gezeugt.
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