Einfach mal die Treppe nehmen: Wie das Herz gesund bleibt

Hamburg (dpa/tmn) – Es schlägt und schlägt, und niemand macht sich groß Gedanken darüber. Dabei ist das Herz das wichtigste Organ im Körper. Erkrankungen des Herz-Kreiskreislauf-Systems sind die Todesursache Nummer eins in Deutschland.

Felix Schröder hat sich dem Herzen verschrieben, er spezialisiert sich als Arzt gerade auf das faustgroße Organ. In seinem neuen Buch «Was das Herz begehrt» erklärt er, warum die alten Griechen dachten, dass die Seele in der Brust sitzt – und wie man das Herz mit einfachen Mitteln auf Trab hält.

Herr Schröder, nicht nur in der Antike dachten die Menschen, dass die Seele im Brustkorb sitzt. Auch heute verorten wir Emotionales in der Herzgegend. Ist da was dran?

Felix Schröder: Wenn ich mich sehr freue, hüpft mein Herz vor Freude. Bedrückt mich etwas, merke ich ein Engegefühl bis hin zum Schmerz im Brustkorb. Deshalb wurde in der Antike im Brustkorb der Sitz der Seele vermutet. Inzwischen hat man auch mit wissenschaftlichen Methoden klare Zusammenhänge zwischen kardialen und psychischen Erkrankungen festgestellt. Wer herzkrank ist, neigt eher zu Depressionen. Das Organ steht ja auch im metaphorischen Sinne für die Liebe und Gefühle. Funktioniert es nicht mehr richtig, geht das nicht spurlos an der Grundstimmung vorüber. Umgekehrt gilt auch: Wer unter Depressionen leidet, wird öfter herzkrank.

Frauenherzen schlagen anders als Männerherzen, schreiben Sie in Ihrem Buch. Warum ist das so?

Schröder: Frauen haben durch die Geschlechtshormone eine Art Teflon-Beschichtung ihrer Arterien. Insbesondere vor den Wechseljahren gewährleisten hohe Östrogenspiegel einen Schutz vor Arterienverkalkung. Dieser Schutz fehlt den Männern, deren Arterien durchschnittlich früher im Leben verstopfen. Die Beschwerden können bei gleichen Erkrankungen ebenfalls sehr unterschiedlich sein.

Inwiefern?

Schröder: Ein Herzinfarkt beim Mann führt meist zu Brustbeschwerden, während Frauen oft untypische Beschwerden wie Schmerzen im Oberbauch oder Übelkeit und Erbrechen bekommen – eben ohne die klassischen Brustschmerzen, wie sie im Lehrbuch beschrieben werden.

Neben diesen Anzeichen für einen Herzinfarkt – welche anderen Beschwerden deuten darauf hin, dass das Herz nicht richtig funktioniert?

Schröder: Die häufigsten Beschwerden sind Druckgefühl oder Schmerzen im Brustkorb bei Belastung, Luftnot oder auch Wassereinlagerungen im Gewebe – der Schwerkraft folgend meist an den Knöcheln und Unterschenkeln. Aber auch sehr vage Beschwerden wie ein Leistungsknick beim Sport oder Müdigkeit können auf Herzerkrankungen hindeuten. Es gibt sogar Herzinfarkte, die ohne jegliche Beschwerden ablaufen. Man nennt sie stumme Infarkte.

Gibt es Menschen, die gefährdeter sind am Herzen zu erkranken, als andere?

Schröder: Es gibt einige Faktoren, die können wir nicht beeinflussen. Sind Oma und Opa bereits an Herzerkrankungen gestorben und hat der Vater einen Infarkt erlitten, so steigt leider genetisch bedingt auch die Wahrscheinlichkeit, selbst am Herzen zu erkranken. Außerdem sind Männer gefährdeter als Frauen. Die von uns selbst beeinflussbaren Faktoren sind zum Beispiel Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, zu viel Alkohol, Diabetes, Bewegungsmangel oder eine Erhöhung der Blutfette.

Auf Rauchen, Alkohol oder fettreiches Essen zu verzichten, fällt allerdings vielen schwer…

Schröder: Um herzgesünder zu leben, empfehle ich den Spieß umzudrehen – nicht den Verzicht in den Vordergrund stellen, sondern den Vorteil. Beim Rauchen kann man heutzutage eine App installieren, die einem das gesparte Geld zusammenrechnet, von dem man dann einen Traumurlaub machen kann. Keine Lust auf Sport? Wie wäre es dann damit beim Tanzkurs endlich den Partner fürs Leben kennenzulernen und gleichzeitig etwas für seine Gesundheit zu tun?

Man muss also nicht unbedingt ins Fitnessstudio gehen, um etwas fürs Herz zu tun?

Schröder: Schon kleine Schritte führen – im wahrsten Sinne des Wortes – zum Erfolg. Bereits ein täglicher Spaziergang von nur 20 Minuten trägt nachweislich zur Herzgesundheit bei. Steigen Sie einfach drei U-Bahn-Stationen früher aus auf dem Heimweg, nehmen Sie die Treppe statt den Fahrstuhl, und schon haben Sie etwas für Ihr Herz getan. Es muss nicht gleich ein Marathon sein. Lieber regelmäßig etwas Bewegung als ab und zu eine Tour de Force.

Kann man das eigene Herz auch «gesund essen»?

Schröder: Die mediterrane Küche gilt als besonders herzgesund. Sie ist reich an Gemüse, das sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe enthält. Sie senken nachweislich den Blutdruck und können sogar Krebs vorbeugen. Wichtig ist aus meiner Sicht in puncto Ernährung auf das richtige Verhältnis zu achten: Die Erkenntnisse verweisen immer wieder auf die gute alte Ernährungspyramide, nach der Gemüse und Obst den Löwenanteil unserer Ernährung ausmachen sollten. Sie sagt aber auch, dass grundsätzlich nichts verboten ist. Die Dosis macht das Gift.

Literatur: Felix Schröder, Nina Weber: Was das Herz begehrt. Wie wir unser wichtigstes Organ bei Laune halten, Edel Germany, 240 S. Euro 16,95, ISBN-13: 9783841905451

Fotocredits: Christin Klose,Steven Haberland

(dpa)
Mediziner