Freiburg – Lärm schadet dem Gehör, das weiß jeder. Aber wie viel Lärm ist zu viel? Und wer ist da besonders gefährdet – der Metallarbeiter im Dauerkrach seiner Fabrik oder der Festivalbesucher in der ersten Reihe?
Beide, sagt Michael Deeg, Sprecher im Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte. «Es geht immer um die Gesamtenergie, die auf das Hörorgan einwirkt. Und die berechnet sich aus dem absoluten Schallpegel und der Dauer.»
Das bedeutet: Moderater Dauerlärm über acht Stunden hat unter Umständen die gleiche schädliche Wirkung wie 90 Minuten Heavy Metal. Einen genauen Schwellenwert für bleibende Schäden gibt es dabei nicht, höchstens Durchschnittswerte. «Da gibt es aber große, individuelle Unterschiede», erklärt Deeg.
Deshalb sollte jeder, der zumindest ab und zu Lärm ausgesetzt ist, auf die Alarmzeichen achten: ein dumpfes Gefühl, Hören wie durch Watte, dauerhaftes Fiepen. Spätestens dann ist es an der Zeit, dem Ohr eine richtige Ruhepause zu gönnen – an einem Ort, an dem es möglichst still ist. «Sie müssen jetzt nicht ins Kloster gehen», sagt Deeg. «Aber es sollte schon ruhig sein.»
Der Experte vergleicht Sinneshärchen im Innenohr mit einem Kornfeld: «Wenn da nach einem Sturm ein paar Halme umgeknickt sind, richten die sich mit etwas Windstille und Sonnenschein auch wieder auf.» Stürmt es dagegen dauerhaft oder zu heftig, geht irgendwann auch der Schaden nicht mehr weg. Genau so sei es auch mit dem Hörvermögen.
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(dpa/tmn)