Arztdichte bleibt regional sehr unterschiedlich

Berlin – In Deutschland gibt es immer mehr Praxisärzte – beim Versorgungsangebot für die Patienten vor Ort bestehen aber weiterhin erhebliche Unterschiede je nach Region. Am dichtesten ist das Netz in Heidelberg mit insgesamt 396,6 Ärzten und Psychotherapeuten je 100.000 Einwohner.

Am wenigsten niedergelassene Mediziner in diesem Verhältnis gibt es mit 80,6 im Landkreis Coburg in Bayern. Das geht aus Daten des
Bundesarztregisters mit Stand Ende vergangenen Jahres hervor, die die Deutsche Presse-Agentur ausgewertet hat. Dabei gibt es gerade in dünn besiedelten Gegenden Sorgen, ob Praxen überhaupt erhalten bleiben. Denn vor allem viele Hausärzte sind schon älter.

– Die generelle Arztdichte: Insgesamt ist das Arztnetz in fast allen Bundesländern im Vergleich zu 2018 engmaschiger geworden – nur in Hamburg, Rheinland-Pfalz, Berlin und dem Saarland nicht. Am meisten Ärzte und Psychotherapeuten pro 100.000 Einwohner haben weiterhin die Stadtstaaten Bremen (301,1) Hamburg (292,9) und Berlin (283,7). Am wenigsten niedergelassene Mediziner sind es in dieser Betrachtung in Brandenburg (188,3), der Kassenärzte-Region Westfalen-Lippe in Nordrhein-Westfalen (194,0) und in Rheinland-Pfalz (195,8).

Zur Gesundheitsversorgung in den jeweiligen Regionen tragen die Praxen der Kassenärzte allerdings nicht alleine bei – dazu kommen Ärzte in Krankenhäusern sowie etwa auch Physiotherapeuten, Logopäden und andere Heilberufler. Zudem nutzen Patienten aus eher dünn besiedelten Umlandregionen oft Praxen in angrenzenden Ballungsräumen. Konkret kommt es auch darauf an, wie weit entfernt Praxen liegen und wie gut die Anbindung mit Bussen und Bahnen in der Region dafür ist.

– Der generelle Trend: Bundesweit waren zum Stichtag 31. Dezember 2019 rund 149.700 Ärzte und 28.000 Psychotherapeuten mit einer Zulassung für die Versorgung gesetzlich versicherter Patienten tätig. Das war insgesamt ein Plus von 1,4 Prozent im Vergleich zu Ende 2018. Dies bedeutet laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) tatsächlich aber nur einen Kapazitäts-Plus von 0,2 Prozent. Denn viele Ärzte wollen Teilzeit arbeiten oder Angestellte statt Praxisinhaber sein.

KBV-Chef Andreas Gassen sagte: «Die Arztzeit ist und bleibt knapp.» Der Trend zur Teilzeit sei ungebrochen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spiele – wie überall in der Gesellschaft – auch bei jungen Ärztinnen und Ärzten eine wichtige Rolle. Wie leistungsfähig das Netz sei, zeige die Bekämpfung der Corona-Krise: «Sechs von sieben Patienten werden ambulant behandelt.» In der Regelversorgung sind es 650 Millionen Behandlungsfälle im Jahr. «Wir sind also gut beraten, die Niederlassung attraktiv zu gestalten und sie vom Wust an Bürokratie und politischen Eingriffen zu befreien», forderte Gassen.

– Die Hausärzte: Bei Hausärzten, die für viele Menschen die ersten Anlaufstellen sind, gibt es ebenfalls große regionale Unterschiede. Das dichteste Netz hat Kaufbeuren in Bayern mit 98,9 Hausärzten berechnet auf 100.000 Einwohner. Am wenigsten Hausärzte in diesem Verhältnis gab es Ende 2019 im Landkreis Tuttlingen in Baden-Württemberg mit 48,8. Im Vergleich der Länder am höchsten ist die Dichte in Hamburg (72,9) und Mecklenburg-Vorpommern (72,8). Am geringsten ist die Hausarztdichte in Westfalen-Lippe (59,6).

– Das alter der Ärzte: Bei Hausärzten ist es oft auch besonders dringlich, Praxisnachfolger zu finden, wenn Mediziner in Ruhestand gehen. Den bundesweit größten Anteil an Hausärzten über 65 Jahre hatte Ende 2019 Rheinland-Pfalz mit 19,8 Prozent – bezogen auf alle Ärzte und Psychotherapeuten waren es in dem Bundesland 13,3 Prozent. Den kleinsten Anteil
älterer Hausärzte hat Mecklenburg-Vorpommern – über 65 sind dort 8,4 Prozent. Insgesamt stieg das Durchschnittsalter aller niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten laut Statistik zwischen 2009 und 2019 von 51,9 Jahre auf nunmehr 54,3 Jahre.

Fotocredits: Daniel Karmann
(dpa)

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