Berlin – Wer Medikamente nimmt, muss nicht unbedingt komplett auf Alkohol verzichten. Geringe Mengen sind hinsichtlich der Wechselwirkungen bei vielen Medikamenten unproblematisch, erklärt die Bundesapothekerkammer.
Bei rezeptfreien Schmerzmitteln mit Ibuprofen oder Paracetamol empfehlen die Experten eine feste Obergrenze: Maximal 0,1 bis 0,2 Liter Wein oder 0,25 bis 0,5 Liter Bier darf man pro Tag in Verbindung mit den Medikamenten trinken. «Paracetamol kann gerade mit zu viel Alkohol die Leber schädigen», erklärt Ursula Sellerberg, Sprecherin der Bundesapothekerkammer.
Bei den meisten Antibiotika verursachen selbst größere Mengen Alkohol kaum Wechselwirkungen. «In seltenen Fällen kann die Verbindung jedoch dazu führen, dass der Alkohol langsamer abgebaut oder die Wirkung des Antibiotikums verschlechtert wird», sagt Rüdiger Holzbach, Chefarzt für Psychosomatik am Klinikum Arnsberg.
Besonders Frauen und ältere Menschen sollten vorsichtig sein: Sie haben weniger Körperwasser, der Alkohol wirke daher bei ihnen schneller und länger, erklärt Holzbach.
In Verbindung mit Schlafmitteln, Psychopharmaka oder starken Schmerzmitteln wie Morphin sei Alkoholkonsum sogar sehr gefährlich. Die Kombination könne dazu führen, dass die Wirkung des Medikaments verstärkt oder unkontrollierbar wird.
Wer bei chronischen Erkrankungen regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte grundsätzlich möglichst wenig Alkohol trinken. «Wer trotzdem gerne etwas Alkohol trinken möchte, sollte das offen mit seinem Arzt oder Apotheker besprechen», rät Sellerberg.
Generell sind die möglichen Wechselwirkungen bei Alkoholkonsum bei jedem Medikament unterschiedlich. Patienten sind deshalb immer auf der sicheren Seite, wenn sie Medikamente und Alkohol nicht kombinieren. Im Zweifel hilft ein Blick in die Packungsbeilage oder ein vertrauensvolles Gespräch mit dem Arzt.
Unabhängig von Medikamenten sollte jeder seinen Alkoholkonsum genau im Blick behalten. Denn schon ein Glas Wein oder Bier pro Tag kann das Risiko einer Fettleber, von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar von Krebs erhöhen, betont die Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Wenigstens zwei Mal pro Woche sollte man komplett auf Alkohol verzichten.
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(dpa/tmn)