Sterbehilfe durch Roger Kusch

Mal wieder aufgeregt. Diesmal gehts um Dr. Roger Kusch. Der war mal Senator in Hamburg. Ähnlich wie dieser illustre Zeitgenosse verbrachte er einen Großteil seiner Amtszeit damit, rechtspopulistische Parolen unters Volk zu streuen und eine Partei zu gründen, die nach ihm selbst benannt war.

Jetzt ist er nicht mehr Senator in Hamburg und macht – wieder ähnlich wie Schill – durch Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam. Okay, es mag ein paar Leute geben, die sich über die Meldung freuen, dass Sterbehilfe in Deutschland jetzt endlich aktiv in der Öffentlichkeit propagiert und praktiziert wird. Die haben aber entweder die Nachrichten nicht richtig gelesen oder so lange in die Bong-Röhre geschaut, dass ihnen der letzte klare Gedanke durch die Ohren geflohen ist.

Was ist eigentlich passiert?
Herr Kusch hat eine Pressekonferenz initiiert, bei der er ein Video gezeigt hat. Auf diesem Video sieht man eine 79jährige Frau, die sich entschlossen hat, zu sterben. Sie erklärt ihre Beweggründe. Das Video dient Kusch als Argumentationsstütze. Er hat der Frau einen tödlichen Mix aus Malaria-Medikament und Beruhigungsmitteln verabreicht. Er will Werbung für seinen Verein „Sterbehilfe…“ Ach komm, das reicht doch jetzt. Die drei Zeilen Fakten sind genug, weil in mir jede Faser danach dürstet, meinen Senf zu diesem Meilenstein der öffentlich ausgeschmierten Pseudo-Humanität zu geben.

Da setzt sich jemand hin und zeigt ein Video und verkündet ganz stolz „Ja, ich habe ihr geholfen, sich umzubringen!“ Dieser jemand hat vorher eine selbst entwickelte „Tötungsmaschine“ präsentiert und landesweit für Aufsehen gesorgt, weil er Sterbehilfe propagiert.

Was soll man dazu noch sagen? Das was sie da getan haben, lieber Herr Kusch, ist keine Sterbehilfe im klassischen Sinn. Sie haben einer physisch gesunden und psychisch angeschlagenen alten Frau beim Selbstmord geholfen. Wenn über Sterbehilfe diskutiert wird, geht es meistens um Menschen, die auf Krankenhausbetten liegen, deren Angehörige eventuell vor dem Schmerz einer langen Leidenszeit bewahrt werden könnten, oder die jeden Tag unerträgliche Schmerzen leiden müssen. Warum benötigte diese Frau „Sterbehilfe“? Sie benötigte Verwandte, einen Psychiater, eine Lesegruppe – aber doch keine Sterbehilfe?

Ich wünsche Herrn Kusch inständig, dass ihm noch eine Saulus/Paulus Erleuchtung zuteil wird. Dieses Ausnutzen eines derart sensiblen Themas zum Zwecke der Selbstdarstellung ist das Mieseste, was mir in letzter Zeit in der deutschen Medienlandschaft untergekommen ist.

Mediziner