Ob beim Schneiden der Zwiebeln, bei einem traurigen Film oder einer erfolgreich bestandenen Prüfung. Tränen können in den verschiedensten Bereichen des Alltags fließen. Obwohl wir es gerne verbergen, kann man gegen das Weinen oftmals gar nichts machen, denn es hat für uns sowohl eine physiologische als auch eine psychologische Funktion.
Rein biologisch betrachtet, ist das Weinen ein Vorgang, bei dem ein Sekret aus dem Lakrimalapparat ausgeschieden wird. Neben Veränderungen der Mimik und Stimme kommt es zu einem Verkrampfen der Atemwegsmuskulatur, wobei das so genannte Schluchzen entsteht.
Der US-amerikanische Biochemiker William Frey unternahm den Versuch, dem Weinen einen rein physiologischen Nutzen zuzusprechen. Er ging davon aus, dass sich in der Tränenflüssigkeit toxische Stoffe sammeln, die als Folge von Schmerzen gebildet werden. Diese werden beim Weinen abtransportiert und entgiften gewissermaßen damit unseren Körper. Ebenso sind es Fremdkörper oder Reizstoffe im Auge, die unsere Tränendrüsen aktivieren und dafür sorgen, dass schädliche Substanzen mit dem Tränenfluss ausgespült werden. Das in der Tränenflüssigkeit enthaltene Enzym Lysozym wirkt darüber hinaus desinfizierend und hemmt die Ausbreitung von Bakterien im Auge. Allerdings erklärt dies nicht die Funktion eines emotional bedingten Weinens.
Warum wir aus einem Gefühl heraus weinen, darüber haben sich bereits viele Forscher den Kopf zerbrochen. So gibt es Theorien über die kommunikative Funktion, bei der das Weinen Hilfe- und Zuwendungsbedarf signalisieren soll. Bereits im frühkindlichen Alter lernen wir, dass uns geholfen wird, wenn wir weinen. Andersherum drücken wir durch unsere Tränen Mitgefühl und Solidarität einer anderen Person gegenüber aus. Je älter wir werden, umso mehr versuchen wir, nicht in der Öffentlichkeit zu weinen. Denn noch immer gelten Tränen auch als Zeichen der Schwäche und Hilflosigkeit. Dabei kann das Weinen für viele Menschen durchaus eine entlastende Funktion haben. Aufgestaute negative Gefühle können mit den Tränen ganz leicht den Körper verlassen und geben uns ein befreiendes Gefühl. Die Heulsusen dieser Welt tun ihrer Seele also sogar etwas Gutes.
Die Frage, warum Frauen öfters weinen als Männer, konnte übrigens auch noch nicht eindeutig geklärt werden. Es wurde lediglich festgestellt, dass die Tränendrüse bei Frauen eher durch negative Ereignisse aktiviert. Männer hingegen weinen häufiger bei Erfolgserlebnissen.
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