Alles über Antibiotika

Köln – Antibiotika gehören zu den am meisten verordneten Arzneimitteln in Deutschland. Allein die Ärzte im ambulanten Bereich verschreiben pro Jahr 500 bis 600 Tonnen davon, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Trotzdem sind Antibiotika keine Allerweltsmedizin, die man einfach so einwirft – zu beachten gibt es einiges. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Was sind denn eigentlich Antibiotika?

Das Wort setzt sich aus den Bestandteilen «Anti» («gegen») und «bios» (Leben) zusammen. «Antibiotika sind Medikamente und wirken gegen das Leben von Bakterien», erläutert Prof. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Anders gesagt: Antibiotika töten also Krankheitserreger ab oder hemmen ihr Wachstum.

Wo helfen sie, wo helfen sie nicht?

Antibiotika wirken nur bei bakteriell bedingten Erkrankungen. Das sind etwa Entzündungen von Mandeln, Lunge, Blase oder Hirnhaut. «Keine Wirkung entfalten Antibiotika bei Infekten, die durch Viren verursacht wurden», sagt Fölsch. Bei einer Grippe helfen also Antibiotika nicht weiter. Allerdings können Bakterien leichter in den Körper eindringen und sich vermehren, wenn der Körper durch eine Virusinfektion geschwächt ist. Ein viraler Infekt der Lungenwege mündet dann zum Beispiel in einer bakteriellen Lungenentzündung. Deshalb kann es laut BZgA manchmal nötig sein, auch bei viralen Infekten ein Antibiotikum einzunehmen.

Welche Präparate gibt es, was sind die Unterschiede?

Über 80 verschiedene Wirkstoffe werden als Antibiotika eingesetzt, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer. Denn nicht jedes Antibiotikum stoppt jedes Bakterium. Breitband-Antibiotika wirken gegen viele verschiedene Erreger – und Schmalspektrum-Antibiotika kommen eher zum Einsatz, wenn ganz bestimmte Bakteriengruppen vernichtet werden sollen. Sind die Erreger resistent, also besonders widerstandsfähig, kann der Arzt zudem Reserveantibiotika verordnen. Das ist aber eher die Ausnahme.

Können Patienten Einfluss darauf nehmen, was sie verschrieben bekommen – und ist das sinnvoll?

Fölsch rät Patienten, dem Arzt zu vertrauen. Laien fehlen in aller Regel Fachkenntnisse, um zu beurteilen, welches Antibiotikum in welcher Situation das richtige ist. «Haben Patienten bei diesem oder jenem Präparat ein ungutes Gefühl, zum Beispiel weil ein Angehöriger damit negative Erfahrungen gemacht hat, dann sollten sie dies mit ihrem Arzt besprechen», so der Experte.

Wie entscheidet der Arzt überhaupt, welches Antibiotikum ein Patient nehmen soll?

Das hängt vom jeweiligen Erregertypus und von der Stärke der Infektion ab. Der behandelnde Arzt muss auch wissen, ob der Patient regelmäßig Medikamente einnimmt. Denn manche Antibiotika können in Kombination mit bestimmten anderen Arzneimitteln zu Komplikationen führen.

Was für Nebenwirkungen gibt es?

Unliebsame Nebenwirkungen sind bei der Einnahme von Antibiotika nicht ausgeschlossen. «Es kann zu Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen oder Übelkeit kommen», sagt Sellerberg. Möglich sind auch allergische Reaktionen der Haut, etwa Rötungen oder Juckreiz. Bei Mädchen und Frauen können auch Scheidenpilzinfektionen auftreten.

Was ist beim Umgang mit Antibiotika zu beachten?

Patienten sollten sich unbedingt an die vorgegebenen Einnahmezeiten halten. «Dreimal täglich zum Beispiel heißt, dass das Antibiotikum alle acht Stunden eingenommen werden sollte», so Sellerberg. Ebenfalls wichtig: Patienten müssen das Mittel so lange einnehmen, wie es ihnen verschrieben wurde. «Steht auf dem Rezept „fünf Tage dreimal täglich eine Tablette“, dann sollten Patienten sich strikt daran halten», sagt Fölsch. Das gilt auch dann, wenn etwa nach zwei Tagen die Beschwerden abgeklungen sind. Hört man dann schon wieder auf, sind die Bakterien eventuell noch nicht vollständig vernichtet.

Wie nimmt man Antibiotika am besten ein?

Zwei Stunden vor und zwei Stunden nach der Einnahme eines Antibiotikums sollten Patienten zudem keine Milch und keine Milchprodukte zu sich nehmen. «Ansonsten besteht die Gefahr, dass Magen-Darm-Beschwerden auftreten», so Fölsch. Am besten ist es, ein Antibiotikum mit Wasser einzunehmen.

Was passiert mit Antibiotika-Resten?

Bleiben in einer Packung noch Tabletten übrig, kann und sollte man sie entsorgen – und nicht in die Hausapotheke packen, so Sellerberg. «Keinesfalls sollten sie für die nächste Infektion aufgehoben oder an andere Patienten weitergegeben werden.»

Fotocredits: Christin Klose
(dpa/tmn)

(dpa)
Mediziner