Ribnitz-Damgarten – Der Schläger saust durch die Luft. Klack! Mit dem Eisen 7 trifft Philipp den gut 40 Gramm schweren Ball punktgenau. Und die kleine weiße Kugel fliegt und fliegt und fliegt: 50, 100, 150, fast 200 Meter weit – nicht schlecht für einen Golfschüler im Schnupperkurs.
Bei einem Turnier würde es jetzt vielleicht verhaltenen Beifall geben, ein paar Oooh- und Aaah-Rufe. Doch hier: nichts.
Aller Anfangist schwer
Philipp Braun ist mit seinem Schlag aber zufrieden, das Lob vom Golflehrer Tom Siegfried spornt den BWL-Studenten aus Montabaur im Westerwald an: «Gut gemacht.» Für die erste Trainingsstunde auf der Golfanlage «
Zum Fischland» ist das fast schon ein Ritterschlag.
Die Frühlingssonne strahlt über dem Neun-Loch-Platz südlich von Ribnitz-Damgarten in Mecklenburg-Vorpommern, ein frischer Wind weht. Mentor Siegfried sorgt an diesem Feiertag mit seiner lockeren Art für extra gute Laune. Das Golf-ABC erklärt er geduldig und verständlich.
Ab und zu streut «Major Tom» einen lockeren Spruch ein. Der kürzeste Golf-Witz? «Ich kann das.» Seine vier Schüler brauchen ein paar Sekunden, bevor sie schmunzeln.
Das Quartett ist mit Eifer und Ernst bei der Sache. Zwei Stunden gehen schnell vorbei, der Schnupperkurs kostet pro Person 19 Euro, und jeder will in dieser Zeit so viel wie möglich lernen.
Aller Anfang ist schwer – diese Floskel, so scheint’s, gilt besonders für den Golfsport. «Wir sind die technisch zweitschwerste Disziplin im Sport nach dem Stabhochsprung», wirft Siegfried ein. Für manchen Anfänger wohl die schwerste.
Golf-ABC
Par, Tee, Scorekarte, Eisen, Putter, Rough, Grün, Handicap und Etikette: Am Abschlag auf Bahn 1 erklärt der Trainer die Grundbegriffe des früher elitären Sports, der in den vergangenen Jahren auch bei weniger Betuchten immer beliebter geworden ist. Manche sind einfach nur neugierig und probieren es mal aus, oft nur auf der Driving Range, wo die kniffligen Abschläge geübt werden. Spaß ist garantiert – aber auch später Muskelkater in Rücken und Armen.
35 Euro kostet eine Platzrunde, für einen Platzreife-Kurs mit bis zu vier Spielern muss der Golf-Amateur im «Fischland» 299 Euro hinblättern. Gute Ausrüstungs-Sets gibt es für 300 bis 400 Euro. Für 10 Euro kann man 50 Bälle kaufen – allerdings schon benutzte. «Anfänger sollten zehn Bälle auf die Runde mitnehmen, also anfangs nicht die teuren kaufen», empfiehlt Siegfried.
Robert van der Wal und Carmen Hacker sind aus Rostock gekommen. In einer halben Stunde ist man mit dem Auto da, sie wollen einfach mal reinschnuppern. Der Holländer ist ein Kerl wie ein Baum, er hat früher Hockey gespielt und stellt sich auch beim Golf geschickt an.
Technik und Kraft sind gefragt. Und Geduld. Keiner drischt den Ball weiter als van der Wal. «Talent ist da», bescheinigt ihm Siegfried. Bei den anderen muss er öfter korrigieren, er demonstriert den komplexen und komplizierten Bewegungsablauf beim Schwung dann selbst. «Golfen ist kein Armschlag, sondern eine Körperdrehung.»
Golferszene in Deutschland
Rund 643.000 Golfer sind heute bereits Mitglieder in einem Club in Deutschland und spielen auf mehr als 730 Plätzen. Einsteiger wie Philipp Braun oder sein Kumpel Jonathan Dommermuth finden beim Deutschen Golf Verband (
DGV) online alle wichtigen Informationen.
Tom Siegfried hat Jura studiert, 2005 entschied er sich für den Frischluft-Job als Golflehrer. Vor allem beim Abschlag greift er oft korrigierend ein – der optimale Schwung ist eine Kunst, die manche nie erlernen. Philipp und Jonathan sind zum Kurzurlaub auf den Darß gekommen, der Abstecher auf den Golfplatz war geplant, ihr Ziel ist bescheiden: «Nicht blamieren. Und wir wollten es dem Opa mal zeigen», erzählt Philipp. Die Großeltern spielen auch Golf.
Golf ist ein Sport für alle Altersklassen, der Verband tut auch viel für den Nachwuchs. «Abschlag Schule» heißt eine Initiative des DGV. Rund 150 000 Schüler in mehr als 8000 Schulprojekten haben bisher schon den Schläger geschwungen und das Golf-ABC gelernt.
Philipp Braun und Jonathan Dommermuth haben es an vier Tagen vom ersten zaghaften Schlag schließlich bis zur Platzreife gebracht. Mit Handicap 54 dürfen sie nun selbst auf fast jedem Platz spielen. Ein bisschen stolz ist Student Braun darauf schon. «Bei der praktischen Prüfung habe ich ein Par-3-Loch sogar mit drei Schlägen beendet», erzählt der 24-Jährige. Platzstandard – wie ein Profi also.
Golf ist auch deshalb so beliebt, weil man sich an der frischen Luft bewegt und mit Freunden oder Kollegen um die Grüns ziehen kann. Für Solisten ist das eher langweilig. «Man kann auch alleine spielen. Dann sieht man die schlechten Bälle nicht», meint Tom Siegfried augenzwinkernd. «Aber auch nicht die guten…»
Fotocredits: Bernd Wüstneck,Bernd Wüstneck,Bernd Wüstneck,Bernd Wüstneck,Bernd Wüstneck,Bernd Wüstneck,Bernd Wüstneck,Bernd Wüstneck,Bernd Wüstneck
(dpa/tmn)