Berlin – Während die klassische Zigarette zumindest bei jungen Erwachsenen immer weniger Anklang findet, steigt die Zahl der jungen Konsumenten von vermeintlich «gesünderen» Alternativen.
In einer aktuellen Befragung der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gaben 5,5 Prozent der 18- bis 25-Jährigen an, in den vergangenen 30 Tagen E-Zigarette geraucht zu haben. 2012 waren es noch 3,9 Prozent. Aber sind E-Zigaretten und Co. wirklich weniger schädlich als herkömmliche Zigaretten? Ein Überblick.
Light-Zigaretten
Als die ersten Studien einen Zusammenhang zwischen Rauchen und
Krebsbelegten, suchte die Industrie nach einer Antwort. Sie lautete: Light-Zigaretten. Diese Produkte enthalten weniger Teer und weniger Nikotin. Das klingt erstmal irgendwie gesünder – ist es aber nicht, sagt Martina Pötschke-Langer, Vorstandsvorsitzende des Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR). In diesem Bündnis haben sich mehrere ärztliche Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen zusammengeschlossen.
«Light-Zigaretten enthalten zwar weniger Nikotin und Teer, der Rauch lässt sich aber leichter inhalieren», erklärt die Expertin. Dadurch könne er noch tiefer eingeatmet werden. «Die Schadstoffe werden tiefer inhaliert und die Sucht noch weiter angefeuert.»
E-Zigaretten
E-Zigaretten enthalten in der Regel ein Gemisch aus Propylenglykol, Glyzerin, Aromen und Nikotin. Die Flüssigkeit wird verdampft. Dem Verband des eZigarettenhandels zufolge sind E-Zigaretten deutlich weniger schädlich als Zigaretten. «Diese Produkte sind zweifelsfrei weniger gefährlich als Zigaretten», sagt auch Pötschke-Langer vom ABNR. Gesundheitlich bedenklich seien sie aber dennoch.
So wisse man heute, dass Nikotin nicht nur süchtig macht, es fördere auch die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Neuere Studien gäben zudem Hinweise, dass es krebserregend sein könnte, erklärt die Deutsche Gesellschaft für
Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in einem Positionspapier. Die enthaltenen Aromen könnten Allergien auslösen, fügt Pötschke-Langer hinzu.
Hinzu komme, dass sich beim Inhalieren des Dampfs winzige Partikel in den Atemwegen ablagerten. Sie könnten auch in den Blutkreislauf gelangen, erklärt Pötschke-Langer: «Tatsächlich weiß noch gar keiner, welche Folgen dies für die Gesundheit hat.» Über Langzeiteffekte sei zu wenig bekannt, um Entwarnung zu geben, erklärt auch die DGP.
Heat Sticks
Verhältnismäßig neu auf dem deutschen Markt sind die Heat Sticks. Statt einer Flüssigkeit wird in den Geräten echter Tabak auf rund 300 Grad erhitzt, aber nicht verbrannt. In Deutschland ist das Produkt IQOS von Philip Morris erhältlich. Dem Hersteller zufolge verringert die neue Methode die Konzentration schädlicher Substanzen im Vergleich zu einer Zigarette um 90 Prozent. «IQOS ist jedoch keinesfalls unschädlich oder ohne Risiko», sagt Stacey Kennedy, Vorsitzende der Geschäftsführung der Philip Morris GmbH.
Pötschke-Langer zufolge dürfte die gesundheitliche Belastung durch Heat Sticks irgendwo zwischen Zigarette und E-Zigarette angesiedelt sein. «Studien zu diesen Produkten liegen nur von Herstellern vor», erklärt sie. Unabhängige Untersuchungen gebe es bisher nicht. Da die neuen Produkte Nikotin enthalten, könne man aber eine Sucht auslösende Wirkung ähnlich wie bei der Tabakzigarette erwarten.
Manche Raucher versuchen, ihre Sucht mithilfe von E-Zigaretten oder Heat Sticks zu besiegen. Die DGP weist aber darauf hin, dass der Effekt herkömmlicher Entwöhnungsprogramme deutlich besser nachgewiesen sei.
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(dpa/tmn)