München (dpa/tmn) – Job, Freizeit, womöglich noch Familie unter einen Hut zu bekommen ist schwer. Es würde helfen, wenn es gelänge, öfter mal «fünfe gerade sein zu lassen».
Muss wirklich alles picobello aufgeräumt sein, nur weil Freunde zum Essen kommen? Müsste nicht die Kuscheleinheit fürs Kind wichtiger sein, als die Bausteine wegzuräumen, die es gerade beherzt im Wohnzimmer verteilt hat? Ja, müsste wohl. Aber wie schafft man das?
Der Münchner Psychiater Prof. Peter Falkai aus dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) rät, erstmal zu sich und seinem Perfektionismus zu stehen. «Der schadet nur da, wo er einen tatsächlich einschränkt.» Empfindet es jemand als entspannend, abends die Küche aufzuräumen – warum sollte er das nicht tun?
Hält einen die eigene Ordnungsliebe allerdings von Dingen ab, die einem gut täten, sollte man klar priorisieren. «Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass am wichtigsten für unsere Gesundheit real gelebte soziale Kontakte sind.» Das Treffen mit Freunden nutzt einem also ganz rational betrachtet mehr als ein aufgeräumter Esstisch ohne Freunde.
Was auch helfen kann: sich klarzumachen, dass man den eigenen Ansprüchen auf Dauer sowieso nicht gerecht werden kann. «Das ist eine Fantasie, der man hinterherjagt – die man aber nie erreichen kann.» Statt ein herumliegendes Puzzleteil unbedingt gleich wegzuräumen, rät Falkai deshalb, das Puzzle gemeinsam mit dem Kind zu vervollständigen. «Oder noch besser: einfach mal auf den Boden legen und mit dem Kind herumtoben.» Ja, «fünfe gerade sein zu lassen», das muss man üben.
Fotocredits: Ken Liu
(dpa)